Vom Schatz im Kies

ISBN: 978-3-931100-47-6
Warum eine Kunststudentin plötzlich über Millionen verfügt und warum der vertrocknete Frosch, den der kleine Hans findet, gar kein Frosch ist und manches andere erfährt der Leser in zehn amüsanten Geschichten. Doch warum sich große Vermögenswerte weltweit in Luft auflösen, weiß man in einem Dorf in Vorpommern und der Autor verrät es in der Gretel-Geschichte. Da steht auf Seite 34/35 zu lesen:
Dann fing Großvater Schlutt an, hüstelte und spuckte in die Ecke: „Das ist es ja eben. Die Gretel ist auf dem Friedhof in der Heidenecke verbuddelt worden, regelrecht verscharrt wurde sie, ohne Sarg und ohne Pastor unter die Erde gebracht, gleich als es passiert war, noch in der Nacht. Aber dann hieß es, Hexen und ihre Kinder sind Teufelsfleisch, und wenn das nicht verbrannt wird, kommt Unglück über das Land. Also wollte man die Gretel wieder ausgraben und verbrennen, und was geschah? Man grub und grub, aber die Leiche war nicht mehr zu finden, sie war verschwunden, einfach weg.“
„Und jetzt spukt sie hier herum.“
„Sie machen sich lustig. Das Mädchen spukt nicht. Ich kann es Ihnen nicht so gut erklären wie der alte Pastor Oehler, der könnte, aber der ist ja nun tot.“
„Was hat er Ihnen denn erzählt?“
„Ja, was hat er erzählt? Hm … Er meinte, den Rumpfes, Mutter und Tochter, wäre eine seltsame Gabe ins Herz gelegt worden. Sie hätte auch vom Herrgott kommen können. Der Pastor hat gesagt, die beiden Frauen haben bei Fürsten und Geldleuten in die Kammern geguckt. Da konnte einer noch so geschickt sein Geld versteckt haben, die Rumpfes fanden es und haben es in Luft und Nebel aufgelöst oder ins Jenseits verschoben oder was weiß ich. Das konnten sich die hohen Herrn natürlich nicht gefallen lassen. Die Mutter haben sie gegriffen und als Hexe verbrannt, aber die Gretel haben sie nicht erwischt, die hat sich den Strick genommen, wurde verscharrt und danach hat sie weitergemacht.“
„Weiter?“
„Ja sicher doch. Das Schloss hinter dem Wald, da hatte sich vor ein paar hundert Jahren ein schwedischer General festgesetzt, hat gelebt in Saus und Braus, bis es der Gretel zu viel wurde und sie ihn und seinen ganzen Reichtum in die Luft geblasen hat. Total verarmt, haben die Erben das Haus verkauft, an einen Fabrikanten. Den hat bald ein ähnliches Schicksal getroffen und das ging so weiter bis zur Inflation. Hier im Dorf wussten die Leute gleich, da hat die Gretel ihre Hand im Spiel und hat den Kapitalisten tüchtig eins auf den Deckel gegeben. Und dann im letzten Krieg, da hauste der Arbeitsdienst im Schloss. Die sind auch nicht glücklich geworden. Am Ende kam ein Wehrmachtstrupp und sollte Kisten mit Gold und Silber verstecken und vergraben. Ist nichts draus geworden, das Schloss und die Männer sind verbrannt und die Kisten fand man säuberlich gestapelt, aber sie waren leer. Am Tage darauf hat die Gretel mit den Russen getanzt...“
Mich hätte die Erzählung des Alten amüsiert, wenn nicht das Erlebnis der letzten Nacht gewesen wäre und ...