Die Freuden des Herrn Labrowitz

ISBN: 978-3-89969-062-0 12,50€
Dem Buch ist ein
Wort
von Thomas Mann vorangestellt, das besagt, in der Gegenwart sei wahre
Kunst
unmöglich geworden.
Der Sachbuchlektor
Ludwig Labrowitz, Halbjude und Hauptfigur des vorliegenden Bandes,
vertritt
diesen Standpunkt mit Leidenschaft. Er tut das gegen seinen
Studienfreund, den
Erfolgsliteraten und Fernsehkritiker Karonitzki, und gegen eine junge
Medizinerin.
Die Frau bringt
den
guten Labrowitz in behutsamen Schritten von seiner Überzeugung
ab. Sie lässt
ihn ungeahnte außereheliche Freuden erleben und seine Trauer
vergessen, seine
Trauer um den Untergang der Literatur in den Kriegs- und
Nachkriegswirren des
vergangenen Jahrhunderts.
Witz und Komik,
Tragik
und Kummer stehen in dem Buch von M. Lenz dicht beieinander, und es
scheint, als
wollte der Autor das Ende der Vergangenheitsbewältigung in
Deutschland
farbkräftig ins Bild setzen. Denn nicht der am Geist der Zeit
leidende
Labrowitz, sondern der robuste Karonitzki und die Medizinerin
beherrschen am
Schluss des Romans die Szene. Sie haben mit der Vergangenheit nichts im
Sinn.
Sie blicken in die Zukunft, genauso wie Gundula, die eigenwillige und
trotzige
Tochter des unglücklichen Lektors.
Mit Gundula kommen Generationenkonflikte in die Romanhandlung. Labrowitz hatte immer versucht, zwischen seiner Frau Marlene, einer berufsgestressten Studiendirektorin, und seiner Tochter Gundula zu vermitteln. Doch kann er nicht verhindern, dass das Mädchen mit Erreichen der Volljährigkeit die Schule abbricht, zu Hause auszieht und in einem Tierheim Arbeit und Unterkunft findet.
Im Tierheim herrscht eine andere Sprache, hier entfaltet sich die Gegenwelt zur gepflegten Bürgerlichkeit. Gundula als Beinahe-Abiturientin führt das Wort und organisiert mit ihren Freundinnen, der älteren Stella und der jüngeren Tikki, die Arbeit in diesem Betrieb. Aus dem Tierheim kommen dann auch die Anstöße, die die Romanhandlung vorantreiben und am Ende zur Katastrophe führen.